Schwangerschaft - Stillzeit - Quensyl
1. Frage:
mein Rheumatologe hat mir Quensyl empfohlen. Nun würde ich gern schwanger werden, was laut Beipackzettel nicht unter Quensyl geschehen sollte. Mein Rheumatologe meint jedoch, das wäre gar kein Problem. Es gäbe eine große Studie, die zeigt, dass das Missbildungsrisiko unter Quensyl nicht erhöht ist. Kennen Sie diese Studie? Ist sie irgendwo öffentlich zugänglich nachzulesen? Ist bei einer Schwangerschaft mit dem Sjögren-Syndrom noch irgend etwas Besonderes zu beachten?"
2. Frage:
"Sollte Quensyl bei einer Sjögren-Patientin im Vorfeld einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden? Wenn ja, wie lange vor Eintritt der Schwangerschaft?
Was gibt es noch zu beachten bei einer Schwangerschaft bei
einer Sjögren-Patientin? Sjögren nicht aktiv, Werte gut."
Zusammengefasste Antwort der beiden Fragen:
Schwangerschaft
Nach dem Beipackzettel dürfen Chloroquin und Hydroxychloroquin (Quensyl) bei Schwangerschaft nicht gegeben werden. Dies gilt aber bereits schon nicht mehr in dieser strikten Form für die Vorbeugung (Prophylaxe) und Behandlung der Malaria.
Nach derzeitiger rheumatologischer und klinisch-immunologischer Auffassung sind beide genannten Substanzen bei einer Schwangerschaft nicht strikt kontraindiziert. Nach Abwägung aller Umstände und je nach vorliegendem Krankheitsbild ist ein Einsatz bei Schwangerschaft denkbar und möglich. Die publizierte Literatur bezieht sich dabei überwiegend auf Hydroxychloroquin, da dies vor allem im angloamerikanischen Raum häufiger eingesetzt wird und damit international mit dieser Substanz umfangreichere Erfahrungen bestehen.
Die aktuelle Tendenz in der Literatur einschließlich einer großen Case-Control-Studie geht dahin, Hydroxychloroquin bei einer Schwangerschaft als ein sicheres Medikament zu bewerten, wobei einige Autoren die Vermeidung in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten empfehlen. Von Experten werden das Risiko eines Krankheitsschubes nach Absetzen der Therapie und die damit verbundenen erhöhten Risiken für Mutter und das werdende Kind als höher eingestuft als das mögliche Risiko des Medikaments für den Fetus (Laskin 2001).
Stillzeit
Nach dem Beipackzettel sind Malariamittel ebenfalls in der Stillzeit kontraindiziert. Die derzeitigen Expertenempfehlungen gehen allerdings im Gegensatz dazu dahin, eine Therapie mit Hydroxychloroquin auch während der Stillzeit und auch bei stillenden Müttern zuzulassen, da die Substanz nur zu einem sehr geringen Teil mit der Muttermilch ausgeschieden wird und die geschätzte Aufnahme durch das Kind bei lediglich 2% der mütterlichen Tagesdosis liegt (Laskin 2001).Bei Arzneimittelinformationen und auch Beiträgen in Lehrbüchern einschließlich Patientenlehrbüchern findet man zur Behandlung mit Malaria-Mitteln immer den Hinweis, dass die Therapie bei einer kumulativen Dosis von 160 g Chloroquinphosphat (entsprechend 100 g Chloroquin) beendet werden solle. Dies entspricht im Fall der Resochintherapie bei einer Dosis von 250 mg pro Tag etwa einer Therapiedauer von etwa 2 Jahren.So generell kann dieser Empfehlung nicht gefolgt werden, insbesondere nicht bei einer gut wirksamen, gut verträglichen und ohne Nebenwirkungen einhergehenden Therapie. Es gibt Patienten, die über wesentlich größere Zeiträume (viele Jahre) völlig ohne Probleme und ohne Folgeschäden mit Resochin oder Quensyl behandelt wurden. Voraussetzung ist allerdings eine regelmäßige Überwachung der Therapie einschließlich der zugehörigen Blutkontrollen. Die Erfahrung zeigt, dass es bei vielen Patienten aus einer kompletten Remission heraus nach Absetzen der Therapie dann wieder zu einem Rezidiv kommt. Dies ist insbesondere bei Kollagenosen und Lupus wesentlich riskanter als eine gut überwachte und ohne Nebenwirkungen einhergehende Therapie mit Resochin oder Quensyl auch über die Dauer von 2 Jahren hinaus.Laskin, Carl A.: Anti-rheumatic drug therapy and reproduction. ACR Clinical Symposia, San Francisco November 13, 2001 Pregnancy complications in rheumatic disease. Syllabus Clincal Symposia, ACR 2001)
Quensyl
Quensyl gilt als relativ sicher in der Schwangerschaft aufgrund der folgenden Datenlage: bei 500 Schwangerschaften unter Quensyl oder Chloroquin in der Standarddosis (bis max. 400 mg tgl) wurde keine erhöhte Mißbildungsrate beobachtet. Es wurden lediglich 2 Fälle berichtet, wo es Mißbildungen im Innenohr, bzw. zu Netzhautdegeneration bei den Babys kam. In beiden Fällen wurde Chloroquin aber in einer Dosis eingenommen, die über der täglich empfohlenen Höchstdosis lag.
Wenn Sie keine Beschwerden haben, eine gewisse Lupus-Aktivität im Blut jedoch nachweisbar ist, ist es wahrscheinlich sinnvoll, Quensyl auch in der Schwangerschaft weiterzunehmen um keinen Schub zu riskieren. Nur wenn auch im Blut seit längerem alles ok ist (Blutsenkung normal etc), können Sie mir Ihrem Rheumatologen besprechen, ob Sie Quensyl 6 Monate
vor geplanter Schwangerschaft versuchsweise absetzen.Generell sollt eine Schwangerschaft einer Sjögren Patientin zusätzlich zu den normalen geburtshilflichen Vorsorgeuntersuchungen vom behandelnden Rheumatologen mit betreut werden.Es gilt:
Eintritt am besten geplant während einer inaktiven Phase der KrankheitBeim Nachweis von SS-A-Antikörpern kann ein Herzblock beim Kind auftreten, es ist eine besondere Überwachung zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche notwendig. Die Antikörper der Mutter können auf das Kind übertreten, werden dort aber rasch abgebaut und verbleiben nicht auf Dauer im kindlichen Blut. Die Herzfrequenz des Kindes kann abfallen, gut die Hälfte dieser Kinder benötigt einen Herzschrittmacher, die restlichen müssen mit Kortison (Dexametason, welches die Planzenta durchqueren kann) oder gar nicht behandelt werden. Die Häufigkeit diese Herzblocks wird mit einer von 40 Geburten angegeben (bei gesunden Müttern eine von 20.000). Die allermeisten Kinder entwickeln sich normal
Sollten bei Ihnen SS-A-Antikörper vorliegen, ist dies kein Grund nicht Schwanger zu werden, es handelt sich um eine vorhersehbar und behandelbare Komplikation.
Weitere, mutmaßlich auf die SS-A-Antikörper hervorgerufene Erscheinungen wie Hautausschläge, Blutzellmangel und Leberveränderungen sind vorübergehend und in der Mehrzahl ungefährlich.
Fragen beim 6. Deutschen Sjögren-Tag 2007
an der Universitätsklinik Freiburg
und Antworten von Gynäkologin Dr.med. Chr. Kissel
1. Frage:
Mein Partner und ich heiraten im Sommer und möchten dann auch gerne Kinder haben. Ich nehme seit meiner Primären Sjögren-Syndrom-Diagnose vor 4 1/2 Jahren Quensyl und hatte bisher auch keinen Schub mehr. Blutwerte sind konstant gut.
Nun meine Frage:
wann soll ich das Quensyl absetzen? Habe von Ärzten sehr unterschiedliche Ratschläge bekommen (3 Monate vor Empfängnis absetzen / bei Feststellen der Schwangerschaft absetzen bis hin zu: gar nicht absetzen)?
Antwort:
Die aktuelle Tendenz in der Literatur einschließlich einer großen Case-Control-Studie geht dahin, Hydroxychloroquin bei einer Schwangerschaft als ein sicheres Medikament zu bewerten, wobei einige Autoren die Vermeidung in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten empfehlen. Von Experten werden das Risiko eines Krankheitsschubes nach Absetzen der Therapie und die damit verbundenen erhöhten Risiken für Mutter und das werdende Kind als höher eingestuft als das mögliche Risiko des Medikaments für den Fetus.
Also: falls das Sjögren stabil ist, einschließlich der Parameter (Blutwerte, etc.) dann kann und sollte Quensyl abgesetzt werden, nach Rücksprache mit dem Rheumatologen wenn das Risiko eines neuen Schubes minimal ist. Ansonsten: bitte weiternehmen!
2. Frage:
Kann ein versprengtes Brustdrüsengewebe mit Sjögren zusammenhängen?
Antwort:
Nein
3. Frage:
Verschlechtert sich das Krankheitsbild des S-S bei Einnahme von Hormonen in den Wechseljahren?
Antwort:
Zur Zeit gibt es keine gesicherten Erkenntnisse über einen Zusammenhang
4. Frage:
Wie wird eine interstitielle Zystitis festgestellt? Sind bei der I Z Leukos und Nitrit im Urin?
Antwort:
Hauptbeschwerden sind: häufiges Wasserlassen (oft bis zu 60 / Tag), Unterbauchschmerzen, Harndrang (obwohl gerade zur Toilette gegangen muss man schon wieder oft kommen nur wenige Tröpfchen)
Anders als bei der normalen Blasenentzündung, die durch Bakterien verursacht wird und so bei der Urinuntersuchung durch Leukos und Nitrit erkennbar ist - ist die IC eine sterile Entzündung, also nicht durch Bakterien verursacht: der Urinbefund kann völlig unauffällig sein.
5. Frage:
Ich habe jährlich bis zu 6 Blasenentzündungen. (Leukos, Nitrit, gelegentlich Schmerzen in Blase und Harnröhre und beim Wasserlassen.) Welche Therapien gibt es noch außer Antibiotika?
Antwort:
Pflanzliche Präparate:
Zinnkraut, Ackerschachtelhalm
Entzündungshemmende Wirkung bei Nieren- und
Blasenentzündung. Bei Nierensteinen, Nierengriess
und Harnwegserkrankungen. Bringt Linderung bei
Prostatabeschwerden, Wassersucht und Bettnässen.
Sarsaparille, Stechweide
Bei Nierenschmerzen, Nierengriess, Blasenentzündung,
Harnträufeln im Sitzen. Bei heftigem Harndrang mit
Schmerzen beim Wasserlassen. Bei Nieren- und Bla-
sensteinen, Reissende Muskel- und Gelenkschmerzen.Vorbeugen:
Eine regelmäßige Trinkmenge ist wichtig!
Parfümierte Hygieneartikel sollten im Intimbereich nicht verwendet werden, da sie die natürliche Erregerflora stören und das Wachstum von Bakterien begünstigen. Tägliche Körperhygiene mit reinem Wasser oder speziellen Intimpflegemitteln ist ausreichend. Besonders Frauen sollten darauf achten, bei der intimhygiene keine Keime aus der Anal- oder Genitalregion zu verschleppen.
Um die krampfartigen Schmerzen beim Wasserlassen zu lindern, können bei der Zystitis zusätzliche krampflösende Schmerzmittel eingesetzt werden. Darüber hinaus lassen sich die Beschwerden meist gut mit Wärmflaschen, Sitzbädern und einer Trinkmenge von mindestens zwei Litern lindern.
Bei ausgeprägter Schmerzkomponente sollte analog dem WHO-Stufenplan zur Behandlung chronischer Schmerzpatienten mit nichtsteroidalen Analgetika bis hin zu Morphinderrivaten oder durch instillierte Lokalanästhetika therapiert werden.
6. Frage:
Bei mir brennen bei trockener Scheide die normalen Gleitmittel? Welche enthalten keine Duftstoffe? Kennen Sie da welche?
Antwort:
z.B. Multi-Gyn LiquiGeld oder Sylk Gleitmittel