Ende März bin ich mit einem heftigen epileptischen Anfall in die UNI-Klinik gebracht worden. Hirnhautentzündung bzw. Gehirnentzündung, aber keinerlei andere Symptome. Mehrmaliges Hirnwasser ziehen, ergab weder Viren, Bakterien oder seltene Pilze. Zwei ZVKs (Zentraler Venenkatheter) am Hals und es löste sich ein Blutgerinnsel und damit ergab sich eine Lungenembolie ... und die Diagnose: Gehirntumor!
Durch die Lungenembolie und einer saftigen Medikamentenallergie, erbat ich mir eine zweiwöchige Auszeit zu Hause, um berufliche und private Dinge zu richten, bevor ich den "Tumor" behandeln lasse.
Wieder zurück wurde das 3. MRT (neben CT, PET und zig EEG/EKG) gemacht und erstaunt festgestellt, dass der Prozess im Gehirn kleiner geworden ist, aber für eine Biopsie sehr tief im Kopf sitzt. Kein Neurologe wusste weiter, wetzten aber schon die Messer.
Einen Medizinstudent im letzten Semester traf ich in den Wochen und Monaten auf Intensivstation und Neurostation und es kam mit ihm zu einem langen Gespräch. Kurze Zeit später gab er den Ober- und Assistenzärzten einen Hinweis auf Sjögren. Bei der nächsten Visite zog der Oberarzt der Station den "Strohhalm" Sjögren (mit falscher Aussprache) und hat mich erneut vorläufig entlassen, mit Überweisung zu einer Lippenbiopsie in der HNO-UNI-Klinik.
Der dortige, sehr nette und auch kompetente Oberarzt schüttelte aber den Kopf über das evtl. Sjögren-Syndrom, da ich keinerlei Beschwerden dahin hatte. Er vollzog trotzdem den Auftrag und entnahm mir 10 Speicheldrüsen für eine Untersuchung.
Meine Hoffnung auf Sjögren statt Tumor schwand immer mehr. Gestern bekam ich das Ergebnis. Neben Hinweisen in meinem Blut auf eine Autoimmunkrankheit (ANA-Titer 1:1200, positive SS-A-Antikörper) und Werte von 5 mm und 6,5 mm bei einem Schirmer 1-Test, kam aus der Pathologie folgende Beurteilung bzw. Kommentar: "Das histomorphologische Bild zeigt Veränderung, insgesamt gut vereinbar mit einem Morbus Sjögren, gemäß der Klassifizierung nach Chrisholm und Mason Grad 4".
In ein paar Tagen werde ich wieder mit gepackter Tasche in die UNI-Klinik Neuorologie einziehen, ein 4. MRT machen lassen und mir - hoffentlich- die endgültige Diagnose Sjögren-Syndrom sagen lassen.
Ich fühle mich gut, bis auf mehrere einfach fokale Anfälle am Tag, die evtl. durch den weiteren Rückgang der Hirnentzündung und einer wahrscheinlichen Narbenbildung entstehen. Diese müssten mit Keppra und Co eingestellt werden.
Für mich wäre ein Leben mit Sjögren absolut lebenswert und das viel, viel bessere Übel!
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. - Joachim Ringelnatz